22nd Jan 2013

Thema: Geldanlage   Depot   Forex   

Finanztransaktionssteuer beschlossen


Zusammen mit Frankreich hat Deutschland die Finanztransaktionssteuer vorangetrieben. Da eine Einigung aller 27 EU-Mitgliedstaaten nicht möglich war, hat man sich „in kleiner Runde“ von 11 Staaten geeinigt. Jetzt haben die EU-Finanzminister die umstrittene Steuer für die elf Länder verabschiedet und sie kann in diesen teilnehmenden Ländern eingeführt werden.

Mit der Einführung einer Finanztransaktionssteuer sollen alle börslichen und außerbörslichen Handelsaktivitäten mit einer zusätzlichen Steuer belastet werden. Dies betrifft sowohl Aktien, Anleihen und Derivate. Derzeit ist die genaue Ausgestaltung der neuen Steuer noch nicht festgelegt. Bisherige Pläne sehen 0,1% auf Aktien- und Anleihegeschäfte sowie 0,01% auf Devisengeschäfte vor. Auch wenn die Prozentsätze niedrig klingen, erwartet allein Deutschland dadurch zusätzliche Steuermehreinnahmen von jährlich mehr als 20 Milliarden Euro.

Aktuell beteiligen sich nur elf Länder an der neuen Finanztransaktionssteuer – neben den Vorreitern Deutschland udn Frankreich sind dies Griechenland, Belgien, Estland, Spanien, Österreich, italien, Portugal, Slowenien und die Slowakei. Besonders Großbritannien und Schweden sind stark gegen die Einführung dieser Steuer.

Bisher ist auch der Einsatz der zusätzlichen Steuereinnahmen ungeklärt. Während Frankreich diese sinnvoll zu besseren Ausbildung von Jugendlichen einsetzen will, hat Deutschland hierzu noch keine genaueren Aussagen getroffen – ebenso wenig wie die Krisenländer Griechenland und Spanien.

Welche Auswirkungen hat eine Finanztransaktionssteuer?
Während Globalisierungsgegner im Zuge der anhaltenden Finanzkrise jetzt eine Chance für zusätzliche Steuereinnahmen sehen, gibt es auch negative Aspekte einer solchen Steuer für den Finanzmarkt in den teilnehmenden Ländern. Da alle Transkationen besteuert werden sollen ist davon auszugehen, dass dies auch Fonds betrifft und sogar auch die Transaktionen, welche Fonds im Rahmen der Verwaltung vornehmen. Dies reduziert den möglichen Gewinn, den auch Kleinanleger mit dieser Anlage erzielen können. Besonders angesichts der Tatsache, das die Fonds- und Wertpapieranlage auch für die private Altersvorsorge genutzt wird und auch ein Großteil der geförderten Riester-Verträge in Deutschland über eine Fondsanlage realisiert ist, trifft diese Steuer auch die Kleinanleger. Dies sogar in zweifacher Form – zum einen werden die Fondstransaktionen selbst (Fondskauf und Fondsverkauf) besteuert, zum anderen zusätzlich auch die Transationen, die von den Fondsmanagern vorgenommen und weiterhin in Deutschland abgewickelt werden.

Die Finanzminister wollen mit der Steuer die Banken treffen und sie an der Finanzkrise angemessen beteiligen. Aufgrund dessen sind nicht nur Transaktionen von der Börse betroffen, sondern auch außerbörsliche Geschäfte, wie sie beispielsweise im Interbankengeschäft getätigt werden. Wenn nun aber für Transaktionen an deutschen Börsen zusätzliche Steuern anfallen werden sich besonders die Großanleger – also Banken, Vermögensveralter und Fondsmanager – überlegen, die Produkte an anderen internationalen Börsen zu handeln, wo diese Steuer nicht anfällt. Besonders da sich auch Großbritannien gegen die Steuer gestellt hat, bietet sich eine Möglichkeit mit London, der größten Wertpapierbörse in Europa. Dies trifft auch die deutschen Börsen, welche die Handelsplattformen zur Verfügung stellen. Wenn besonders die Großanleger über andere Börsen handeln, wird der Umsatz an deutschen Börsen geringer und damit auch der Ertrag, welcher dann in anderen Ländern generiert wird.

Somit haben Großanleger eine Möglichkeit, sich gegen diese neue Steuer zu wehren bzw sie zu umgehen – im Gegensatz zu den Kleinanleger, für welche der Zugang zu ausländischen Börsen komplizierter ist. Da nicht nur der Gewinn, sondern jede Transaktion besteuert werden soll, schlägt die Steuer jeweils doppelt zu und reduziert einen Gewinn oder erhöht auch einen möglichen Verlust.

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